Pflanzung Hochstamm Palmischbirne

Streuobstwiesen: erleben – informieren - erschmecken:

Bei besten Wetterbedingungen am Freitag 22.3. pflanzten der Landtagsabgeordnete und Streuobstexperte Dr. Markus Rösler, Matthias Braun, Hemminger Ortspomologe, und Urs Renninger, Student und Cidreproduzent, im Ditzinger Streuobstparadies „Weinbergpfad“ einen Palmischbirnen-Baum. Die Sorte wurde im vergangenen Jahr unter Antrag von Matthias Braun in die Arche des Geschmacks von Slow Food e.V. aufgenommen. Darin werden u. A. regionale Obstsorten unter dem Motto „Essen was man retten will“ vom Verschwinden bewahrt. Die Palmischbirne ist eine sehr alte Sorte, wurde schon 1598 als „Böhmische Birne zu Boll“ beschrieben und war früher in Württemberg weit verbreitet.

Weitere Informationen unter https://www.slowfood.de/biokulturelle_vielfalt/die_arche_passagiere/palmischbirne_vom_hochstamm

Der als Hochstamm gekaufte Baum hatte leider, wie die meisten Hochstämme die es in den Baumschulen zu kaufen gibt, eine Stammhöhe von nur 1,5 Meter. Dadurch ergeben sich mehrere Probleme. Kurzfristig wird es zum Problem bei der Gründlandbewirtschaftung. Bevor die Äste von den Maschinen weggerissen werden, sollte gleich zu Beginn eine vernünftig hohe Stammhöhe gewählt werden. Langfristig hat sich gezeigt, dass Spechte ihre Höhlen nur in Hochstämme mit einer Mindest-Stammhöhe von 1,8 Meter zimmern. Die Spechthöhlen werden auch von anderen Vogelarten besiedelt, die Vögel wiederrum regulieren die Raupen und Blattläuse in den Obstbäumen und sind daher ein sehr wichtiger Bestandteil, dass die Streuobstwiese als extensive Anbauform ohne künstlichen Pflanzenschutz funktioniert. Zu guter Letzt werden in den ortsnahen Wiesen die Früchte, die man vom Stand aus Pflücken kann, ohnehin zum Großteil gestohlen. Darum wurde der Baum direkt beim Pflanzschnitt aufgeastet. Dazu mussten alle Leitäste entfernt werden. Oberhalb von 1,8 Meter wurden 4 Augen am Mitteltrieb belassen, sie werden die entfernte Krone dieses Jahr neu aufbauen. Um den Terminaltrieb gerade zu binden und Greifvögel vom Nutzen des Baumes als Sitzstange abzuhalten erhielt der Baum noch eine Bambusstange als Schiene.

Gegen die Bedrohung der Wurzeln durch die Schermaus wurden die Wurzeln durch blankes, unverzinktes,  Hasendrahtgitter geschützt. Zusätzlich wurde um die Wurzeln Glasmehl eingebracht, das die Nager auch stören soll. Das Glasmehl-Verfahren wird auch beim fränkischen Quittenrekultivierungsprojekt Mustea von Marius Wittur in Untereisenheim bei Neupflanzungen angewandt.

Nach der Pflanzung wurden unter einem über 100 Jahre alten Palmischbirnbaum auf einer Nachbarwiese einige Palmischbirnen-Produkte verkostet. Am besten eignet sich die Palmischbirne als Destillat oder zum Dörren. Aber auch als Fruchtgelee offenbart sie ihr intensives Birnenaroma. Sogar als sortenreiner Poiré (Birnencidre) kann die Palmischbirne überzeugen. Zu beachten ist die frühe Reife der Früchte Mitte bis Ende August, dies kann jedoch interessant sein um die Erntezeit zu strecken. Um qualitativ hochwertige Produkte zu erhalten dürfen die Bäume nicht geschüttelt werden, mehrmals die Woche müssen die heruntergefallenen Birnen aufgelesen und in wenigen Tagen verarbeitet werden.

 

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